Nachbarschaft verbindet

Team Stühlinger – ein Nachbarschaftsprojekt im Freiburger Stadtteil Stühlinger

Initiator und Träger des Projektes Team Stühlinger ist das Mütter- und Familienzentrum Klara e. V. (Familienzentrum Klara), ein gemeinnütziger Verein und freier, anerkannter Träger der Jugendhilfe.
Unser großes Team von Ehrenamtlichen insbesondere die fünf Vorstandsfrauen, die Geschäftsführerin und studentische Praktikantinnen haben dieses Projekt 2014 konzipiert und umgesetzt. Inzwischen kooperieren 15 Einrichtungen im Team Stühlinger, deren Teams für die jeweils eigenen Aktionen zuständig sind. Team Stühlinger wurde von Herbst 2014 bis Herbst 2016 mit Mitteln für stadtteilbezogene Projekte der Stadt Freiburg finanziert. Das intergenerative Projekt Gemeinsam zu Tisch im Stühlinger wurde als Projekt aus dem Projekt entwickelt und mit Mitteln des Ministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg finanziert.

Ausgangssituation

Der Stühlinger ist der zentrale Stadtteil Freiburgs. Das ehemalige Arbeiterviertel ist heute geprägt durch seine Vielfalt und hohe Bevölkerungsdichte. Hier wohnen 15.851 Menschen, 30 % davon mit Migrationshintergrund auf 1,74 km². Alle Generationen, Milieus und verschiedenste Kulturen leben im Stühlinger. In den Vereinen und Institutionen des Stadtteils vernetzen sie sich. In der Stadtteilkonferenz vernetzen sich soziale Einrichtungen des Stadtteils. Bei den großen Events im Stadtteil trifft man sich auf dem Stühlinger Kirchplatz und tauscht sich aus. Wer im Stühlinger lebt, lebt hier in der Regel gern. Was also gibt es zu tun?
Der moderne Alltag lässt wenig Zeit für den Blick über den Tellerrand, den Austausch mit den Nachbarn und Engagement im Stadtteil. Wenn die Nachbarn aus einem anderen Kulturkreis kommen oder einer anderen Generation angehören wird der Kontakt schnell schwieriger. Auch im Stühlinger bleiben die Angehörigen verschiedener Bevölkerungsgruppen vielfach unter sich, so dass die Identifikation der Einzelnen vor allem über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe stattfindet. Die Identifikation und damit auch das Verantwortungsgefühl für den eigenen Sozialraum, den bunten Stadtteil Stühlinger und allen dazugehörigen „Nachbarn“ fallen zunehmend schwer. Gleichzeitig ist in den letzten Jahren auch aufgrund gestiegener Drogenkriminalität das Sicherheitsgefühl im Stadtteil, insbesondere auf den zentralen Plätzen des Stühlingers stark gesunken.

Zielgruppen

Alle BürgerInnen des Stühlingers können sich beteiligen. In besonderem Maße sollen Akteure aus verschiedenen Generationen, sozialen und kulturellen Gruppen erreicht werden.

Ziele

Wer die „Offenen Treffs“ des Familienzentrums Klara besucht, hat die Möglichkeit, an einer fürsorglichen und verantwortungsvollen Gemeinschaft teilzuhaben. Unser Modell der „caring community“ wird vom Team Stühlinger in den Stadtteil hinein getragen. Team Stühlinger soll den Impuls geben für ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner*innen des Stadtteils. Dialogveranstaltungen und Aktivitäten bieten den Akteuren Gelegenheit, sich zu begegnen, auszutauschen, kennen zu lernen, gemeinsame Interessen zu entdecken. Damit haben wir einen Prozess der kleinen Schritte angestoßen, der Stereotypen, Vorurteile und Ängste abbauen hilft. Das Bewusstsein „Dies ist meine Nachbarschaft und mein Stadtteil“ wächst. Mit dem Gefühl der Verantwortung für sich und die Nachbarschaft wächst auch die Bereitschaft Verantwortung im Stadtteil zu übernehmen und gemeinsam aktiv zu werden. So wie die Besucher*innen des Familienzentrums Klara ihre offenen Treffs selbst gestalten, beginnen die Akteure im Team Stühlinger ihren Stadtteil zu erobern und zu gestalten. Wenn der Wunsch nach mehr offenen Begegnungsmöglichkeiten mit selbst geschaffenen neuen „Gelegenheitsstrukturen“ erfüllt wird, erleben sich alle Beteiligten darüber hinaus als selbstwirksam. Letztlich verbessern wir so gemeinsam die Lebensqualität im Stühlinger.

Höhepunkte im Projektverlauf

Pilotprojekt: „Drei Generationen kochen“, Mai bis Juli 2014
An 6 gemeinsamen Kochnachmittagen nahmen 3 Studentinnen, 2 Begleiterinnen der beteiligten Einrichtungen, 4 Senior*innen, 6 Mütter, davon 2 mit libanesischem und 2 mit rumänischen Migrationshintergrund und 9 Kinder teil.
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Dialoge und Veranstaltungen – wie immer bei uns mit Kinderbetreuung

Während unserer Offenen Treffs setzen wir uns laufend mit unseren Besucher*innen zu den Themen Miteinander und Engagement auseinander. Gezielt eingeladen haben wir zu drei Dialogveranstaltungen. (Dokumentation s. Anl. 1und Anl. 2)
Sonntag, 12.10.14, 10.30 – 12.30 Uhr, „Vielfalt der Kulturen“
Sonntag, 30.11.14, 10.30 – 12.30 Uhr, „Miteinander der Generationen“
Sonntag, 18.01.15, 10.30 – 12.30 Uhr, „Inklusion“

Diese Veranstaltungen haben wir gezielt zur Präsentation und Information genutzt:
28./29.06.14, 03./04.10.15, 02./03.07.16
3 X Team Stühlinger beim 24h-Lauf für Kinderrechte
09.05.15
Stadtteilfest des KLARA mit Familienflohmarkt und Spielmobil
27.09.14, 25.09.15, 07.05.16, 24.09.16
4 X Großer Familienflohmarkt des KLARA
18.06. – 21.06 15, 16. – 19.06.16
2 X Nostalgische Messe des Bürgervereins
26.06.15, 02.07.16
2 X Sommerfest des Abenteuerspielplatzes Rumpelhausen

Gemeinsam zu Tisch im Stühlinger ist während unserer Dialoge im Team Stühlinger als Idee entstanden und als eigenständiges „Projekt aus dem Projekt“ konzipiert worden. Mittagstische auf dem Stühlinger Bauernmarkt bieten den Rahmen, der die direkte Ansprache von Interessierten erleichtert. Die beteiligten Einrichtungen gehen dorthin, wo die verschiedenen Zielgruppen ohnehin schon sind und laden ein zum Gespräch am Mittagstisch. Bis Ende 2015 wurden acht Mittagstische von elf beteiligten Einrichtungen ausgerichtet und von einem intergenerativen Filmteam dokumentiert: https://www.youtube.com/channel/UC_MtsksnUwX0enDoNdsRSaw diese Filme geben einen direkten Einblick, wie unser Projekt funktioniert. In 2016 waren wir mit unserem Tisch zweimal auf dem Bauernmarkt.

Generationenworkshop: Gemeinsam mit der FamilienForschung (FaFo) des statistischen Landesamtes Ba-Wü, dem Bürgerverein und der Hebelschule haben wir im Oktober 16 einen Generationenworkshop durchgeführt. Anl. 3. Als Ergebnis wurden gemeinsame Aktivitäten vereinbart. Bereits im Dezember 16 fand ein gemeinsames Adventscafé statt.

Angebotsentwicklung – Alle offenen Angebote werden von jeweils zwei Ehrenamtlichen geleitet und begleitet.

Das Pilotprojekt sowie alle Dialoge und Veranstaltungen wurden evaluiert. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Teilnehmer*innen und Befragten sich mehr Begegnungsmöglichkeiten im Stühlinger wünschen, die durch Offenheit, Toleranz und Gemeinsinn geprägt sein sollten. Als besonders verbindend werden gemeinsames Engagement, Kochen, Essen, Arbeiten, Feiern empfunden. Konkrete Vorschläge haben wir gemeinsam mit unseren Besucher*innen umgesetzt:
Die Papazeit jeden Sa., Vormittag entwickelt neu die „Papazeit+“: Die Väter und Kinder kochen und essen gemeinsam im Anschluss an die Papazeit.
Der bisher monatliche Sonntagsbrunch wird nun wöchentlich angeboten mit neuem Kinderprogramm: Vorlesekino, Brettspiele, Musizieren. Ebenfalls neu ist die „Sonntagssuppe“ für 1,50 € / Person.

Das Format „Kreativcafé“ wurde von Besucher*innen vorgeschlagen. Gemeinsam etwas Kreatives tun verbindet. Es ist ausschließlich für Frauen und mit Kinderbetreuung.

Lesetreff: Seit Herbst 2016 bieten wir in der Schulbibliothek der Hebelschule einen Lesetreff an. Wer Lust hat zu lesen, vorzulesen, vorgelesen zu bekommen, ist eingeladen.

Regiokartenverleih wir verleihen 2 Jahres-Regiokarten für öffentliche Verkehrsmittel umsonst für jeweils 1-2 Tage, um jeder/m Teilhabe an Ausflügen oder kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen.

Bücher- und Spieletausch: Das bestehende Büchertauschregal wurde um die Möglichkeit erweitert, Spiele und Kinderbücher zu tauschen. Der Spieletausch ist jeden Donnerstag und 1 x monatlich sonntags möglich.

15 Kooperationspartner beteiligen sich inzwischen am Team Stühlinger. Wir haben ein gemeinsames Logo und bauen eine website auf www.team-stühlinger.de, die darüber informieren soll, welche Einrichtungen sich im Stadtteil engagieren, welche Möglichkeiten des Engagements sie bieten und welche gemeinsamen Aktionen stattfinden. Die Überzeugungsarbeit bei den Kooperationspartnern ist teilweise sehr mühsam, zumal keiner Einrichtung zusätzliche Ressourcen für die Vernetzung im Stadtteil zur Verfügung stehen.

„Orte der Beteiligung“ Seit Oktober 2015 Teilnahme am Qualifizierungs- und Unterstützungsangebot der Breuninger Stiftung mit Unsere Projektidee: Das Mütter- und Familienzentrum Klara e. V. auf dem Weg zum Stadtteilzentrum.

Und wie geht es weiter?

Nachdem wir uns vom Mütterzentrum zum Familienzentrum nun auf den Weg in unsere Nachbarschaft gemacht haben, fühlen wir uns bestätigt in unserer Überzeugung, dass die Themen der Familien, Generationen, und Nachbarschaften nicht voneinander getrennt sondern miteinander gedacht werden müssen. Inklusion und Exklusion werden uns weiter beschäftigen. Im Fokus steht 2017 das (Tabu-?)Thema Armut. Teilhabe darf nicht am Geld scheitern! Wir wollen weiterhin offen und achtsam sein und zuhören. Interessierte laden wir ein zu Dialog und Gestaltung. Mit dieser Strategie bieten und entwickeln wir Gelegenheiten für Begegnung, Engagement und Teilhabe für jede*n in unserem Stadtteil. Geplante Aktivitäten:

  • Die Beteiligten des Generationenworkshops wollen in 2017 gemeinsame Spaziergänge und Besuche der Senior*innen im Geschichtsunterricht unternehmen.
  • Gemeinsam zu Tisch: 08.04.17 und 21.10.17 auf dem Stühlinger Bauernmarkt.
  • Ein gedeckter Tisch für alle: 16.05.17 Vorstellung des Projekts unseres Landesverbandes, das im Rahmen des „Ideenwettbewerbs für Strategien gegen Armut“ vom Ministerium für Soziales und Integration in Ba-Wü gefördert wird.
  • Freiburg packt an: An der Aktion „Freiburg putzt sich raus“ des Gartenbauamts der Stadt Freiburg wollen wir uns im März 2018 als Team Stühlinger erstmals beteiligen und dazu alle bisher Beteiligten und Interessierten einladen.